Seit meinem letzten Blog über rosa Zonen denke ich vermehrt über Farben und ihre Bedeutung nach. Stimmen die Zuordnungen, die ich gelernt habe? Ich habe mir vorgenommen, diese Frage zu untersuchen. Der erste Satz, der mir dazu einfiel, war: Welche Farbe hat das Lachen? Meine spontane Antwort: Jede Farbe könnte für Lachen stehen, nur hell genug müsste sie sein. Und dann kam der magische Moment, in dem ich mir absolut sicher war: Lachen ist bunt – meine Lieblingsfarbe.
Wie also kann ich das Bunte im Lachen ergründen? Mache ich mich auf die Suche nach dem großen Bunten oder finde ich es hinter den Bergen bei den bunten Zwergen? Dann fiel mir ein, dass es einen Unterschied zwischen Lachen und Lächeln gibt.
Lachen ist laut, befreiend, eindeutig, und ich bleibe dabei, es ist immer bunt. Lächeln hingegen hat viele Nuancen.
Welche Farbe hat also das Lächeln?
Rosa ist es, wenn es aus einem glücklichen Menschen kommt.
Grün ist das tapfere, kleine Lächeln, wenn noch Hoffnung auf Besserung besteht, selbst, wenn die Aussichten nicht wirklich rosig erscheinen.
Anders das rote Lächeln, es ist verführerisch, schmeichelnd und es kann ein getarnter Angriff sein. Interessant, denke ich, rotes Lächeln scheint mehrdeutig zu sein.
Das andere mehrdeutige Lächeln ist das ironische. Bei mir hat es die Farbe schwarz. Ich kann es interpretieren, wie ich will, und auch entscheiden, was ich dabei denken will. Es kann also angenehm und unangenehm sein – zur gleichen Zeit.
Und blaues Lächeln – wie steht es damit? Mir erscheint es tief und ruhig, wie ein Ozean, dessen Ende ich nicht zu erkennen vermag. Eine Portion Unergründlichkeit ist auch dabei. Blau hat offensichtlich ein Spektrum von Bedeutungen, die schwer in Worte zu fassen sind, aber fühlen kann ich sie.
Orange ist das Lächeln der Harmonie. Dabei sehe ich buddhistische Mönche vor mir, in ihren orangefarbenen Gewändern und mit ihren strahlenden Gesichtern.
Bei gelbem Lächeln geht in mir die Sonne auf. Es strahlt, ist ansteckend und eindeutig fröhlich.
Ich merke, wie die Welt des Lachens ihre Fühler nach mir ausstreckt – und egal, welche Farbe sich mir zeigen mag, am wohlsten fühle ich mit der Beschreibung bunt.
Denn Lächeln als kleine Schwester vom Lachen erlaubt mir, die Dinge genauer zu betrachten, sie auseinanderzunehmen und zu ergründen. Dafür sind die leisen Töne da, damit wir das Bunte erkennen. Wieder so ein Gedanke, einer, der Hoffnung macht. Einer, der die Welt schöner macht, ganz einfach, weil er da ist.
2020 ist das Jahr mit dem Ausnahmezustand, der großen Krise. Krisen sind eher grau und sie werden immer dann unerträglich, wenn nicht das geboren werden kann, was geboren werden will. Farben könnten dabei helfen, sich dem Grau zu entziehen. Und genau jetzt fällt mir ein, dass Grau beim Zeichnen eigentlich nur dazu dient, dem Bild Struktur zu geben und andere Farben nach vorne zu bringen. Vielleicht hilft uns das Grau, die Farben neu zu erkennen und mit ihnen die Haltung zu entwickeln, die es braucht, um heile durch diese Zeit zu kommen? Gegen jeden Widerstand.