C-Time, wie viele sie nennen. Klingt fast wie Tea-Time. Mit den Abkürzungen bewegen wir uns unbewusst in neue Bedeutungsrahmen hinein. Solche, die es erträglicher machen, weil sie fast ein wenig niedlich klingen und das hässliche Wort Shut-Down mit all seinen Konsequenzen unvermittelt in den Hintergrund rücken lassen. C-Time – unbewusst setzen wir die rosa Brille auf, und schon ist alles nicht mehr so schlimm. Wieder einmal wird mir klar: Die Dinge haben keine Bedeutung, wir geben sie ihnen. Überall – sogar bei Farben.
Farben entfalten ihre Bedeutung in den meisten von uns ganz von allein. Deswegen möchte ich Rosa vorstellen, die kleine Schwester von Rot. Kleine Schwestern empfindet jeder anders und sie zeigen sich vielfältig. Jede Nuance von Rosa lässt uns lächeln, schmunzeln oder gar fröhlich sein. Rosa ist eine Reminiszenz an eine Kindheit mit Karussells, Kleidchen, Lutschern und Zuckerwatte. Eigentlich ziemlich verpönt – alles davon.
Der Gegenentwurf dazu ist eine Welt voller Gespenster, Drachen und Ritter, die für uns zu Siegern wurden. Übrigens habe ich damals, als Kind, zum ersten Mal den Bedeutungsrahmen von Schwarz wahrgenommen. Seitdem weiß ich, dass Schwarz den bösen oder auch den starken Mann kennzeichnet. Letzterer wurde zur Verkörperung des mächtigen Schwarz. Gerade versuche ich, mir einen Ritter in einer rosa Rüstung vorzustellen, und es will mir nicht gelingen, ohne gleichzeitig zu lachen. Ein rosa Drache gelingt mir dagegen selbstverständlicher, denn spätestens seit Tabaluga weiß ich, dass auch Drachen nett sein können.
In dieser Zeit war die Aufregung, zum Zirkus oder auf den Jahrmarkt zu gehen, immer riesig – und rosa. Irgendwann wurden wir erwachsen und dann war Rosa bestenfalls verrückt, schlimmstenfalls peinlich. Später hieß es, Rosa ist schwul oder Rosa ist nicht seriös genug. So machte das Rosa dem Schwarz Platz. Dem mächtigen Schwarz. Für die Macher. Für die, die vorne stehen und das Sagen haben. Die, die modisch sind. Eine farblose Welt mit klaren Aufgaben und Rollen, Bedeutungen ohne Spielraum.
All diese Gedanken ploppen in mir hoch, während ich den Blog von Sabrina Görlitz lese:
https://blog.aurum-cordis.de/2020/05/12/der-ort-zwischen-richtig-und-falsch/
Den Blog, in dem sie über unseren Zoom-Call spricht und darüber, wie sehr wir in C-Time in die Grauzonen hineingezwungen werden. Im Gespräch assoziiere ich: Grau ist öde, vernebelt die Sicht, wird schnell unerträglich. Grau ist alt, langweilig, unentschieden – eben Mittellage. Uninteressant. Grau macht unsichtbar. Und wer will schon grau sein?
Während meine parallele Gedankenwelt stattfindet, erzählt mir Sabrina davon, dass sie früher eine Schwarz-Weiß-Frau war, die mit Grau nichts anfangen konnte. Ich erkenne wieder, was sie sagt, weil ich die Grauzonen, also die Mittellagen, auch nur mühsam schätzen gelernt habe. Mein Trick war: Statt in Schwarz-Weiß lieber in Rot-Weiß zu denken. Und schon bin ich fein raus, weil ich dann unvermeidlich in der Rosa Zone lande. Diese Mittellage ist großartig.
Wie wäre es, wenn wir dort anhielten und verweilen würden? Dann wäre dieses kleine Rosa ein Begegnungsraum. Einen, den wir in unseren Zeiten so dringend brauchen, sowohl im Denken als auch physisch. Vielleicht können virtuelle Versionen helfen, diesen Begegnungsraum auszuloten, bis wir ihn dann auch in der physischen Begegnung nutzen können? Zumindest finde ich die Möglichkeit dieses Gedankens interessant.
Mehr und mehr erkenne ich, dass Grau und Rosa genauso ein Bedeutungspaar darstellen wie Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch. Schlussendlich kommt es nur darauf an, was ich mit einem Wort verbinde, und schon ist alles anders. Das ist ein klassischer Bedeutungsrahmen. Wenn ich an dieser Stelle angelangt bin und von dort auf Corona und seine gesellschaftlichen und gesundheitlichen Folgen schaue, wird mir klar, wie sehr wir in einer Schwarz-Weiß-Sicht fixiert werden. Das Gegenstück dazu könnte die rot-weiße Sicht sein.
Willkommen in der Rosa Zone
Ich definiere Rosa Zonen als Begegnungsräume, die wir neu definieren und genießen lernen müssen. Rosa Zonen sind die Bereiche, in die wir uns hineinbewegen, selbst wenn wir die Richtung noch nicht kennen.
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