Nur 2 grundsätzliche Möglichkeiten – Liebe oder Angst?

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Inhaltsverzeichnis

Im Leben stehen uns 2 grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung. Ja, tatsächlich sind es nur 2 – Liebe oder Angst. Das ist nicht viel, und doch lässt sich nahezu alles auf diese beiden Qualitäten reduzieren: Gehen wir den Weg der Liebe oder den der Angst? Hier kommt mein Alternativvorschlag: Wie wäre es mit beiden Wegen, und zwar immer dem, der jeweils dran ist? Dann gäbe es 3 grundsätzliche Möglichkeiten. Das sind immer noch nicht viele, aber sie wären in jedem Fall überschaubar.

Überschaubarkeit – das Gegengift für Angst

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Überschaubarkeit ist eine Sehnsucht, die gegen Angst wirksam ist. Und an der Angst kommt man nicht vorbei. Warum das so ist? Nun, Leben verläuft zyklisch. Es gibt Höhen und Tiefen. Zugleich verändert sich alles, nichts bleibt, wie es ist – wir hätten es nur gerne so. Das ist wie mit dem Wechsel der Zeiten: Wir haben November, der Herbst geht, der Winter kommt. Zugleich nähert sich das Jahr deutlich dem Ende. Das Alte geht und macht Platz für das Neue. Auch die Entwicklungen um uns herum spiegeln diesen Zyklus: Momentan nehmen die Krisen zu, sowohl die Naturkatastrophen als auch die Kriege. Es wird zerstört – und danach wieder aufgebaut. Während das eine endet, geht etwas anderes weiter. Das gilt auch für die positiven Dinge, auch sie bewegen sich. Es mag hart klingen, aber so ist das Leben. Der beständige Wechsel ist ein Ausdruck von Vielfalt, und die ist per Definition widersprüchlich.  Das Leben erfordert Entscheidungen. Immer. Was also sollen wir angesichts dieser unveränderlichen Dynamik tun? Uns unentwegt fürchten oder dem Leben mit Liebe begegnen? Und was hält uns davon ab, beide Zustände als notwendig anzuerkennen?

Lebensentscheidungen

Wie triffst du deine Entscheidungen? Direkt aus dem Bauch heraus? Schläfst du darüber? Oder sammelst du alle verfügbaren Daten und entscheidest dann nach Sachlage? Unabhängig davon, wie du deine Entscheidung findest, sie basiert immer auf deiner grundsätzlichen Haltung dem Leben gegenüber. Ist die Erde ein Ort voller Hindernisse, die alle nur darauf warten, dass sie dich treffen? Oder ist sie ein riesiger Abenteuerspielplatz und du darfst alles ausprobieren?
Die erste Version der Sicht auf die Welt entsteht auf der Basis von Angst, denn eigentlich ist Angst ein Überlebensmechanismus, der dich schützen soll. Die zweite Version basiert auf Liebe und dem damit verbundenen Vertrauen. Die meisten Mensch bewegen sich normalerweise in ihrer Sicht auf die Welt zwischen diesen beiden Extremen hin und her und entscheiden sich nicht klar für eine Seite. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich immer Liebe wählen – aber das sagt etwas über mich und ist nicht allgemeingültig. Ganz sicher gibt es viele Gründe, die für ein Leben auf der Basis von Liebe sprechen. Dabei lohnt es sich manchmal auch, auf die eigene Angst zu hören. Und noch eine weitere Kraft entfaltet sich zwischen Liebe und Angst: die der Vielfalt.

Zwischen Liebe und Angst

Zwischen den beiden Polen von Liebe und Angst gibt es unzählige Varianten und Möglichkeiten. Auch das ist eine Form der Vielfalt, denn das ist Leben und es heißt, dieser Vielfalt zu begegnen – immer gleichzeitig. Um das auszuloten, möchte ich dir ein Beispiel anbieten, das vielleicht auf den ersten Blick gar nicht naheliegend erscheint und es dennoch ist. Lass mich das Leben zwischen den Polen mit dem Leben eines Stars vergleichen. Dort kannst du das Zusammenspiel beider Aspekte gut erkennen: Die meisten Stars sind Künstler, sie lieben also den Glanz und den Mittelpunkt. Ihre Angst ist, nicht gesehen zu werden, den Ruhm nicht erhalten zu können. Aber gleichzeitig sind sie auf Rückzug angewiesen, um sich erholen zu können. Fragst du herum oder liest du ein wenig über sie, findest du folgendes Spektrum an Antworten, wie sich ihr Leben anfühlt: Vergleich und Wettbewerb, Glanz und Glamour, Ruhm und Reichtum. Zugleich findest du bei ihnen die Sehnsucht nach Einsamkeit und Stille, Präsenz und Zielstrebigkeit, Entsagung und Spiritualität. All diese Aussagen lassen sich eindampfen auf die Pole von Angst und Liebe. Bizarr ist, dass diese Menschen mit beiden Polen leben müssen, um als Star überleben zu können. Woher ich das weiß? Weil ich es beobachte und weil ich es kenne, ohne ein Star zu sein. Dazu möchte ich dir von einem Erlebnis aus meiner Praxis erzählen.

Jeder Mensch ist vielfältig

Vor wenigen Tagen betrat ich morgens meine Praxis mit Putzeimer und Wischmopp in der Hand. Dazu musste ich durch den Wartebereich und meine bereits anwesende Patientin schaute mir zu. Ich stellte den Eimer im Abstellraum ab und bat sie, schon durchzugehen. Als ich ihr gegenübersaß, strahlte sie mich an. „Das war eben ganz besonders, Sie so zu sehen“, eröffnete sie das Gespräch. Auf meine Nachfrage, was sie damit meint, antwortete sie: „Sie waren plötzlich ein normaler Mensch. Ein Mensch, den die nervigen Alltagsdinge genauso erwischen wie mich.“ – „Wirke ich sonst nicht wie ein Mensch?“, fragte ich erstaunt. „Doch, schon, aber Sie sind eine Erscheinung. Ich kann das nicht besser formulieren. In Ihrer Rolle als meine Therapeutin und wenn ich etwas von Ihnen lese, wirken Sie wie jemand, den nichts erschüttern kann. Und dann gehen Sie mit einem Putzeimer an mir vorbei. Nicht falsch verstehen. Ich finde das positiv, aber es hat sich angefühlt, als wäre ich gleichzeitig in einer anderen Welt.“

Perspektivwechsel

Boom, mit einem Satz hatte sie das erfasst, was alle erleben, die in irgendeiner Form in der Öffentlichkeit stehen: Man sieht nur einen Ausschnitt von der Person, aber nie die gesamte Vielfalt. So ergeht es allen Menschen mit Vorbildfunktion: Therapeut*innen, Chef*innen, Autor*innen, um nur einige zu nennen. Ich erinnere mich an das kurze Aufflackern von Angst in mir, es könnte unsere Patienten-Therapeuten-Beziehung stören. Nur für Bruchteile einer Sekunde, aber sie war da. Dann verschwand die Angst und machte der Aufmerksamkeit den Worten meines Gegenübers Platz – eine Qualität der Liebe. Meine Patientin gab sich alle Mühe, mir zu vermitteln, wie positiv sie ihren kurzen Eindruck fand und wie sehr sie selbst überrascht war von ihrer Überraschung über den unerwarteten Anblick. Sie hatte es sich vorher einfach nicht vorstellen können. „Dabei sind Sie immer echt und ich hätte es mir vorstellen müssen, aber das habe ich nicht.“ Und genau darum geht es:

Folgst du der Liebe, könntest du alles sehen. Denn es ist immer alles da, du nimmst es nur nicht immer wahr.

Gefangen zwischen 2 Welten

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Früher fühlte es sich für mich manchmal an, als sei ich zwischen zwei Welten gefangen, ohne entspannt in beiden Welten leben zu können. Obwohl das inzwischen glücklicherweise nicht mehr so ist, kann ich mich an den Zustand noch gut erinnern. Denn oft fürchten wir uns vor dem, was wir am meisten wollen. Also erscheint mir diese Zwischenwelt von damals als das Ergebnis der Angst, die viele Menschen haben. Der Angst, gesehen zu werden, wie man wirklich ist. Ich weiß immer noch nicht, was schwieriger ist, gesehen zu werden oder nicht gesehen zu werden. Beides kommt vor, beides ist nötig: der unmittelbare Ausdruck für die dritte Möglichkeit zwischen den Polen von Liebe und Angst – die, in der beide ihren Platz haben.

2 Welten oder doch eine?

Oft frage ich mich, wer ich wäre, wenn ich nicht diese offizielle Seite hätte, die, die alle als Erstes sehen. Wäre ich dann anders? Inzwischen habe ich derlei Fragen auf zwei andere reduziert: Wer bist du, wenn alles perfekt ist und du keine Kompromisse machen würdest? Was würdest du dann tun?
Meine bisherige Antwort lautet: Dann wäre ich immer noch ich und ich würde dasselbe tun wie jetzt auch.
Diese Erkenntnis beruhigt mich jedes Mal, wenn ich diese Fragen stelle. Und wenn ich mir selbst antworte, dass ich etwas anders machen würde als bisher, dann stelle ich mir die Frage: Warum tust du es dann nicht jetzt auch? Genau darum geht es bei den entscheidenden Fragen im Leben. Darum geht es bei der inneren Freiheit, egal, was die Umgebung gerade gestaltet.
Tatsächlich können sich die Antworten auf die eigene Identität schnell verändern, sobald sich die Umgebungsbedingungen wandeln. Und auch die Identitätsfrage ist abhängig von den Polen von Liebe und Angst. Die Abhilfe ist, in der Regel nett zu sein.

Nett ist eine Rüstung – keine Frage der Identität

Um gemocht zu werden, ist man im Allgemeinen nett. Ich bin gerne nett und es geht mir nicht primär darum, gemocht zu werden. Mir gefallen Höflichkeit, Umsicht, Hilfsbereitschaft und all die netten Eigenschaften, die es gibt. Und ich kann auch die anderen Seiten leben, allerdings machen sie mir weniger Freude. Die Frage nach der eigenen Identität ist eine, die sich immer wieder stellt und die wir in unterschiedlichen Tiefen ausloten müssen. Wenn ich nur eine Möglichkeit habe, dann fehlt die Vielfalt und ich verschleiße meine Kraft. So einfach ist das. Gleichzeitig ist es vermeintlich so schwer, sich selbst treu zu bleiben. Meiner Erfahrung nach wird es einfach, sobald man Vielfalt im eigenen Sein erlaubt und selbstverständlich lebt. Auch zwischen den Polen, die ich dir heute anbiete. Denn wir haben das Privileg, uns zu zeigen oder auch nicht. Auch diese Entscheidung basiert auf Liebe, Angst oder beidem.

Das Privileg, sich zu zeigen

Egal, worum es geht, du kannst dich auf der Basis von Liebe entschließen, dich zu zeigen, oder du hast Angst davor.

Meiner Meinung nach ist es ein Privileg, die Person zu sein, die man ist.

Diese Möglichkeit sollten wir nicht verpassen. Und dazu brauchen wir die Liebe, denn auf dieser Basis handeln wir mit Wahrhaftigkeit, Authentizität und Integrität. Von dort aus können wir so ziemlich alles tun, denn unser Handeln wird vom Herzen geleitet.  Deswegen mein Appell: Wenn du kannst, wähle die Liebe, denn sie erlaubt dir mehr Spiel. Ganz nebenbei ist Spiel das, wonach unser Gehirn und unser Herz suchen. So kommen wir dem eigentlichen Leben näher – und damit auch einer besseren Zukunft.

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