Was ist das denn nun wieder? Der Begriff stammt aus der “Deutschen Mythologie” des Volkskundlers und Germanisten Jacob Grimm und wurde auf dieser Grundlage etabliert. Die wilde Jagd besteht der Sage nach aus einer Gruppe übernatürlicher Jäger, die über denHimmel jagen. Sie ziehen durch die Nacht und künden von Unheil. Manchmal zogen sieZeugen dieses Schauspiels oder die Seelen von Schlafenden mit.
Soweit die Grundidee. Verständlich ist sie, denn in der Zeit gab es viele Möglichkeiten sich angesichts der Dunkelheit, des Wetters und des pfeifenden Windes zu fürchten. Die wilde Jagd galt als Vorbote für Kriege, Dürren, Krankheiten oder andere Katastrophen. Manche Menschen sahen sie auch als den Vorboten zum Tod.
Die wilde Jagd ist in den Rauhnächten unterwegs, denn da gelten die Grenzen zwischen den Welten als besonders dünn und durchlässig. Mit der längsten Nacht des Jahres öffnet sich gar das Tor zur Anderswelt und die wilde Jagd kann ungehindert ihr Unwesen treiben. Inganz Europa gibt es dazu verschiedene Bräuche und Sagen, aber alle enthalten dieses Element des Wilden und der Anderswelt. Nur der Anführer unterscheidet sich, je nach Gebiet und Glauben. Es gibt sogar Mythen, in denen auch Frau Holle ein Teil der wilden Jagd ist.
Ganz sicher sind diese Sagen Personifizierungen der Ängste des Menschen in dieser Jahreszeit. Ich glaube, sie sind ein archetypischer Ausdruck für unser Verhältnis zur Dunkelheit. Und es ist klug, sich damit auseinanderzusetzen und einen Umgang damit zu finden. Künstler, Musiker, Geschichtenerzähler und Filmemacher bedienen sich bis heute dieser Motive, um diese Elemente fühlbar zu machen. Sie sind kraftvoller Ausdruck für die Auseinandersetzung mit dem Bösen, dem Unheimlichen – etwas, was bis heute den Menschen beschäftigt. Umso besser, wenn es bewusst geschieht.