Die Rauhnächte sind 12 Nächte zwischen dem 24.12. und dem 5.01. eines jeden Jahres. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass sie rau waren, und darum gibt es auch die Schreibweise Raunächte. Sie füllen die Lücke zwischen den Jahren und sind eine Zeit von Ritualen und Mythen.
Traditionell wird in der Zeit geräuchert. Auch das ist ein Ursprung der Namensgebung. Klassischerweise räucherte man mit Weihrauch. Denn böse Geister mögen der Überlieferung nach keinen Weihrauch. Für sie ist er wie Knoblauch, dem Vampire nicht standhalten können. Haus, die Räume und auch die Zeit sollen gereinigt werden, um sich so auf das kommende, neue Jahr vorzubereiten. Neben dem Weihrauch gab es Salbei, den sich jeder leisten konnte, um sich gegen das Bösen zu schützen. Tatsächlich ist Räucherwerk stark reinigend, auch gegen Erreger. Auch in der heutigen Zeit haben viele Menschen das Räuchern für sich entdeckt. Ein Ritual, um Altes abzuschließen oder etwas Neues einzuleiten bleibt zeitlos in seiner Wirkung. Nur die Ideen dahinter variieren.
Wenn man sich auf die natürlichen Bedingungen einlässt, kann man dieses alte Ritual auch dann für sich nutzen, wenn man sich nicht auf alle zugehörigen Elemente aus der Anderswelt einlassen möchte. Selbstreflexion ist eine wertvolle Möglichkeit den Übergang zwischen zwei Jahren zu gestalten. Es ist eine Zeit der Besinnung. Eine Zeit, in der man sich um sich selbst kümmert. In der man reflektiert und sich mit den (eigenen) dunklen Mächten auseinandersetzt.
Ob man dazu räuchert, Orakelkarten legt, Edelsteine verwendet, meditiert oder eben nicht – das Innehalten lohnt sich immer. Ich empfehle dabei unbedingt Tagebuch zu schreiben. Gedanken, Ideen und auch die Träume aus der Zeit. Denn interessanterweise melden sich diese Botschaften aus dem Unterbewusstsein in dieser Zeit besonders intensiv. Jede Nacht steht für einen bestimmten Monat und hat ihr eigenes Thema, obwohl auch diese inhaltlichen Reihenfolgen regional variieren. Wie alles, was durch Brauchtum gestaltet wird.
Der bekannteste Brauch ist der von den 13 Wünschen. Er ist im Verhältnis zu den anderen Regeln sehr jung, etwas mehr als 20 Jahre. Mich erstaunt, wie schnell er sich zu dem Inhalt der Rauhnächte gemausert hat. Mir gefällt die Idee, Wünsche zu haben und deren Erfüllung dem Universum zu überlassen. Überhaupt finde ich das Ritual des Loslassens bewusst in eine Alltagshandlung zu integrieren bestechend. Der 13. Wunsch ist der einzige, um den man sich selbst kümmern soll. Erscheint das nicht viel leichter, wenn es bei 13 Wünschen nur 1 gibt, der in der eigenen Hand, der eigenen Verantwortung liegt?
Neben den eigentlichen 12 Rauhnächten gibt es zwei zusätzliche, besondere Nächte. Die Wintersonnenwende am 21. Dezember und die Nacht der Wunder vom 5. auf den 6. Januar. Die längste Nacht des Jahres hat ihre eigene Magie und ich kann nur empfehlen, sie bewusst wahrzunehmen. Und dann wird es täglich ein wenig heller, obwohl das in dieser Zeit nicht sichtbar ist, der Gedanke daran tut gut. Mit der Nacht der Wunder endet die heilige und magische Zeit. Egal, ob man daran glaubt oder nicht.