Ein Blog entstanden aus dem gemeinsamen Projekt mit Jutta Böttcher „Zukunft erschaffen“ regelmäßig erscheinend beim Kamphausen Media Verlag.
Dieser Blog ist aus den Umständen heraus erwachsen. Covid-19 hat uns verändert – unwiderruflich. Unsere Realität wird nie mehr die alte sein. Wer also gestaltet unsere Zukunft? Wir oder eine Pandemie? Ich plädiere für WIR und suche nach Mitdenkern. Das Kunststück in der Geschichte ist die Entwicklung einer Vision, die nicht einfach auf alten Erfahrungen beruht, sondern die sich auf wahrhaft unbekanntes Terrain wagt. Welches Narrativ wollen wir entwickeln? Welchen Fragen müssen wir uns stellen? Und vor allem, wie kommen wir an diesen Punkt, der uns erlaubt, Antworten zu entwickeln, ohne immer dasselbe zu produzieren? Eine Möglichkeit, sich dem Thema zu nähern, sind kurze Texte zum Nachdenken oder Geschichten aus der Zukunft.
Wir sind nicht unangreifbar. Wir sind auch nicht unabhängig. Im Gegenteil, wir sind außerordentlich zerbrechlich und schlicht und einfach ein Teil dieser Welt. Zumindest das hat sie deutlich gemacht – die Pandemie. Überall wird die sogenannte „Neue Realität“ beschworen. Doch was bedeutet sie eigentlich?
Heute möchte ich der Frage nachgehen, was uns dabei helfen kann, in eine unbekannte Zukunft zu schauen, ohne unnötigen Ballast mitzuschleppen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die einfachste Form der Veränderung in der Art liegt, wie wir unsere Sprache gebrauchen.
Was wäre, wenn die Zukunft eine Erinnerung wäre? Welche Momente würden wir sammeln und zu einem großen Bild zusammenfügen? Wie wäre es, eine Zukunft entstehen zu lassen, indem Du Deine guten Erinnerungen nimmst und Dich darüber hinausbewegst? Und wie wäre dabei die Vorstellung eines imaginären Tanzes?
Hast du schon mal von oben auf die Welt geschaut? Mit den Augen der Natur unsere Gesellschaft gespiegelt? Was könntest du dabei lernen? Wenn wir unsere Beschaffenheit kennen, können wir sein, wie wir sind. Und das können wir einbringen, um Neues zu erschaffen, nach der Pandemie, nach der Krise, ohne Gier und Angst.
Menschlichkeit ist ein wesentlicher Punkt, um eine gute Wirklichkeit zu erschaffen. Hat sie auch in einer Pandemie noch Platz, in der unsere Freiheiten stark beschnitten werden? In vielen Bereichen sind wir auf die Welt der Sozialen Medien zurückgeworfen. Gibt es sie da, die Menschlichkeit?
Beim Gehen kann man gut denken und auch verschiedene Fragen durchspielen. Beispielsweise diese: Wie können die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie aufgefangen werden? Welche Visionen von einer Welt danach lassen sich denken? Geht es um dramatische Veränderungen, oder welchen Charme könnte eine Rückbesinnung auf das Wesentliche haben?
Wie können wir die Kluften überbrücken, die in den letzten Monaten der Pandemie in unserer Gesellschaft entstanden sind? Wie können wir kommunizieren, statt Grabenkriege unserer Meinungen zu führen? Es gibt einen Ort dafür: den Raum des Nichtwissens.
Beim letzten Mal habe ich mir die Gräben angeschaut, die sich in Zeiten der Pandemie zwischen Menschen auftun. Heute beschäftige ich mich mit den Eindrücken von der Berliner Mauer. Vor 60 Jahren wurde sie gebaut. Damals dachten viele, dass sie nur für ein Jahr da wäre. Dass man so etwas nicht tun würde – ein Land in zwei Teile spalten. Und dann geschah es doch. Weil Menschen so sind.
Bei meiner Suche nach positiven Zukunftsentwürfen bin ich auf ein „neues“ Wort gestoßen. Es heißt Risikoaversität. Im Prinzip ist damit das Prinzip der Risikoscheu gemeint. Es beschreibt den Versuch, sein Leben und Handeln möglichst risikoarm zu gestalten. Dieses Prinzip haben wir in unserer Gesellschaft perfektioniert.
Meine Suche nach einem Zukunftsentwurf dauert nun schon ein Jahr und es ist kein Ende in Sicht. Ich suche weiter. Die Krise hält an und auch die Fragen bleiben. Damit kann ich leben, sogar gut. Eine eindrucksvolle Erkenntnis. Ich mag Veränderung und ich mag Evolution. Mag ich deswegen auch Krisen? Ich glaube nicht, aber Krisen sind ein Bestandteil des Lebens, und man muss mit ihnen umgehen. Wann aber folgt der Wendepunkt, den das Wort Krise eigentlich meint? Die Medien erzeugen Krisenstimmung. Die Umweltkrise, die ökologische Krise, die Energiekrise und manche mehr. In mir erzeugt das Widerstand. Ich will nicht den Weltuntergang sehen, sondern danach suchen, was eine Verbesserung darstellt. Je mehr ich in Problemen denke, desto mehr Probleme erschaffe ich. Aber Schönreden hilft auch nicht. Also was tun?
Beim letzten Mal habe ich über eine menschliche Zukunft geschrieben. Heute schreibe ich über Wünsche und Wunder. Ich finde es passend, denn Weihnachten steht vor der Tür – das Fest der Liebe und der Wunder. Zumindest war es das einmal. Und was bräuchten wir mehr in Zeiten der Pandemie mit der vierten Welle? Weihnachten ist nicht nur das Fest der Kinder. Es erinnert uns daran, wie die Welt sein könnte. Zugewandt, gemeinsam, miteinander.
Ein neues Jahr. Das dritte mit Pandemie. Wohin wird die Reise gehen? Oder: Wohin kann sie gehen? Zumindest diese Frage kann ich beantworten. Sie kann überall hingehen. Überall ist ziemlich groß, und schlagartig fühle ich mich in die Eingangsdielen der Bauernhäuser meiner Kindheit zurückversetzt. Sie waren auch ziemlich groß. Ich erinnere mich daran, wie einschüchternd sie auf mich wirkten. Der Eingang bestand aus mächtigen Türen, die allein mit ihren Rundbögen immer Ehrfurcht in mir erzeugten. Bis heute. Dahinter war es dunkel, weil der Lichteinfall für die Dielen nur von der Eingangstür kam. Wenn sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich einige weitere, geschlossene Türen, und jede konnte zu meiner Freundin führen oder ganz woanders hin.
Während ich die Verwüstung unseres Gartens durch den Sturm anschaue, geistert mir ein Satz durch den Kopf: Jeder hat ein Recht auf Unvernunft. Wie kommt er in meine Gedanken, gerade jetzt? Wieder lasse ich meinen Blick über den Garten schweifen. Äste, Schilf, meine auf dem Kopf liegende Blauregenpergola – alles liegt kreuz und quer herum. Ein Werk der Zerstörung. Plötzlich vertreibt eine Vogelstimme die beeindruckende Stille nach dem Sturm. Ein tapfer pfeifender Spatz. Nach dem Sturm ist vor dem Sturm. Jetzt gerade nimmt der Wind wieder Fahrt auf. Noch immer beeindruckt von seiner ungebändigten Kraft, frage ich mich, ob Wind vernünftig ist oder unvernünftig. Wie ich auf diese Verknüpfung komme? Nun, ich bin nicht auf sie gekommen, sondern sie war einfach da. Intuitiv, und jetzt setze ich mich mit ihr auseinander.
Mein Zug rast quer durch Deutschland. Während die Welt an mir vorbeifliegt, merke ich, wie ich mich entspanne. Manchmal ist es gut, einfach nur zu fahren, statt zu denken. Die Sonnenstrahlen lassen die Welt nach vielen grauen Tagen ungewohnt hell erscheinen. Und nicht nur das, sie ist sogar bunt. Bunt erweckt meine Lebensgeister, lässt mich weitersuchen – nach Elementen, die für eine gute Zukunft wertvoll erscheinen. Ja, ich suche nach einer schönen Zukunft, einer guten Aussicht. Angesichts der aktuellen Ereignisse fällt es mir gelegentlich schwer, positiv zu bleiben. Es wäre so viel einfacher, nur auf das Negative zu schauen und es weiterzuspinnen.
Heute möchte ich mal wieder mit Dir spazieren gehen. Unser letzter Spaziergang ist schon eine Weile her, im Beitrag "Eine Welt ohne Geld" nämlich. Im Gehen denkt es sich einfach besser – eine Gewissheit, die schon bei den alten Griechen zelebriert wurde. Kennst Du das? Du suchst nach einer Lösung für ein Problem und findest sie nicht? Dann machst Du ein paar Schritte, und plötzlich fällt Dir etwas ein.
Freitagabend im ICE nach Frankfurt. Es ist leer hier. Einerseits genieße ich den Raum, andererseits fände ich es schön, mit jemandem zu sprechen. Was will ich denn nun? Eine Entscheidung ist gefragt, und es soll die richtige sein. Als Kind und als Jugendliche fand ich es immer schwer, mich zu entscheiden. Eine Welt, die so groß ist und so viele Möglichkeiten bietet, ist gut geeignet, sich darin zu verlieren und Fehler zu machen. Das empfand ich, obwohl ich längst eine geheime Absicht verfolgte – nämlich die, Menschen zu berühren, in jeglicher Weise, und das Leben zu ehren.
Beim letzten Mal habe ich über den Stamm der Herzen gesprochen. Heute geht es zunächst noch mal um andere Aspekte eines Stammes: die Regeln. Nicht immer können wir uns aus ganzem Herzen in einen Stamm integrieren. Da wir in ihn hineingeboren werden, kann es eine erhebliche Herausforderung sein, eine Entscheidung für oder gegen ihn zu treffen. Entweder wir passen uns mit der Zeit an, oder wir kämpfen gegen die vorhandenen Regeln. Manchmal führt das auch dazu, dass wir uns von unserem Stamm trennen müssen. Normalerweise sucht man sich dann eine neue Gruppe. Dieser Prozess ist unvermeidlich und die meisten Menschen sind mit ihm vertraut.
Eigentlich wollten wir als Arbeitspause einen Spaziergang am Starnberger See machen – zum Auslüften. Dabei geriet ich unerwartet in eine zauberhafte Begegnung mit unverstelltem, natürlich angelegtem Stammesbewusstsein in einem kleinen Menschen.
Nachdem mich in den letzten Blogs das Thema Stamm in allen Varianten beschäftigt hat, soll es heute um optimale Gruppengrößen und den Wahrheitsbegriff gehen. Für eine positive Zukunft sind beide Elemente unverzichtbar.
Im letzten Monat starb Olivia Newton-John-Easterling. Sie starb an Krebs, und selbst als sie schon erneut schwer erkrankt war, half sie Menschen, die gerade erstmalig mit der Diagnose konfrontiert worden waren. Jeder dieser Menschen war ihr wichtig und sie setzte sich persönlich ein. Sogar unter Schmerzen und dem Wissen, dass ihre verbleibende Lebensspanne sehr begrenzt war, war sie dankbar, am Leben zu sein.
Jeder Zukunftsentwurf beinhaltet Anstrengungen, die nicht benannt werden. Nicht, weil es nicht jeder wüsste, sondern weil diese Phasen weder planbar noch komfortabel sind. Und die Komfortzone ist nicht gerade der Bereich, in dem wir am meisten lernen.
Meine Version einer guten Zukunft enthält auch das Element der richtigen Worte. Aufmerksamkeit in der Wortwahl – klingt einfach und ist es nicht. Weißt du, warum? Weil Information beim Empfänger entsteht. Manchmal scheint es unmöglich, die richtigen Worte zu finden. Oder anders formuliert: Manchmal versteht dein Gegenüber einfach nicht, was du sagst. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Erfahrung. Unsere Erfahrungen geben Worten einen Bedeutungsrahmen. Auf diese Weise schwingt bei jedem eine sehr persönliche Bewertung von Worten mit.